Oft wird er zum hässlichsten Auto aller Zeiten gewählt, dabei war sein Konzept durchaus clever - Wir erzählen die Geschichte des Fiat Multipla von 1999
Ich weiß, was jetzt wieder kommt: Der Fiat Multipla, das hässlichste Auto aller Zeiten. Gähn. Wie langweilig und inzwischen abgedroschen. Als würde man beim Fußball auf der Playstation stets Bayern München wählen. Ganz ehrlich: Inzwischen reizen ganz andere Hersteller unsere Augen mit fragwürdigen Designauswüchsen. Höre ich da jemanden BMW XM oder Tesla Cybertruck rufen?
Vor 25 Jahren jedenfalls revolutioniert der Fiat Multipla mit dem damals einzigartigen Konzept von jeweils drei Sitzen in zwei Reihen das Segment der Minivans. Drei Sitze in einer Reihe gibt es durchaus schon früher, etwa im Matra Murena. Aber eben nicht im gesamten Fahrzeug. Später greift der Honda FR-V dieses Konzept wieder auf.
Der Name Multipla ist 1999 nicht neu: Bereits 1956 bringt Fiat den 600 Multipla auf den Markt, einen kleinen Frontlenker mit Platz für bis zu sechs Personen. Zu den Pionieren des Konzepts "Van" zählen ab Anfang der 1980er-Jahre der Chrysler Voyager, der Nissan Prairie und der Renault Espace.
Roberto Giolito, vor 25 Jahren Designer des Fiat Multipla, erläutert die Stärken seines Entwurfs. Das Fahrzeug ist ein konkretes Beispiel dafür, wie geniale Lösungen die Lebensqualität an Bord verbessern können. Das Konzept ist für die Zeit so revolutionär, dass das Museum of Modern Art (MoMA) in New York den Fiat Multipla in eine Ausstellung zum Thema "Auto der Zukunft" aufnimmt.
Übrigens: Giolito schenkte uns auch 2007 den modernen Fiat 500 und 2011 die zweite Generation des Panda. Beides enorme Erfolge ...
Roberto Giolito beschreibt: "Das Konzept des Fiat Multipla war ungewöhnlich, gerade weil es für Geselligkeit und Zusammensein stand. Vielleicht verstehen wir den Fiat Multipla heute sogar besser als damals, als er wohl zu zukunftsorientiert und innovativ war, um akzeptiert zu werden."
Der Fiat Multipla widerlegt das Klischee, wonach die Arbeit eines Designers ausschließlich in einer ästhetischen Übung besteht. In diesem Falle entwerfen Giolito und sein Team ein Design, das die technologische Originalität des Fiat Multipla betonen soll. Das bedeutet, die Karosserie so zu gestalten, dass sie sechs Passagieren in zwei Sitzreihen plus Gepäck Platz bietet, ohne dass Komfort sowie ein Höchstmaß an Sicherheit zu kurz kommen.
Die gesamte Karosserie teilt sich in zwei Module auf: eine kurze und stromlinienförmige Basis, die von einem großzügigen Aufbau überlagert wird. Die Anordnung der Scheinwerfer auf verschiedenen Ebenen verleiht der Fahrzeugfont ihr unverwechselbares Aussehen.
Die drei Scheinwerferpaare sind so platziert, dass sie die Straße optimal ausleuchten: die Nebelscheinwerfer im Stoßfänger, das Abblendlicht im Kühlergrill und das Fernlicht weit oben unterhalb der Windschutzscheibe.
Der Fiat Multipla ist seinerzeit auch produktionstechnisch innovativ. Dank der Space-Frame-Struktur erfüllt er zwei Anforderungen: hohe Produktionsflexibilität und niedrige Investitionen in der Fabrik.
Innovative Ideen nehmen keinen kostbaren Platz weg. Auch das ist eine der Stärken des Fiat Multipla, dem damals einzigen 3+3-Sitzer im Segment. Das originelle Design macht aus einem vier Meter langen Fahrzeug einen vielseitigen Minivan.
Dabei bietet der Fiat Multipla das Fahrverhalten einer Limousine, die dank kompakter Abmessungen und guter Rundumsicht ihre Alltagstauglichkeit auch im Stadtverkehr beweist. 3,99 Meter ist der Multipla exakt lang, 1,87 Meter breit und 1,67 Meter hoch.
Bis zu sechs Personen in zwei Reihen mit drei Sitzen genießen das hohe Platzangebot. Die Bedienelemente sind so weit oben wie möglich angeordnet, um den Passagieren in der ersten Reihe ein Maximum an Bewegungsfreiheit zu bieten. Die Köpfe der auf den Außensitzen reisenden Passagiere sind weit von den Scheiben entfernt, damit sie sich nicht eingeengt fühlen.
Die Modularität des Innenraums, die durch die umklappbaren und die einzeln herausnehmbaren Sitze in der zweiten Reihe entsteht, ermöglicht zudem ein Kofferraumvolumen von bis zu 1.900 Litern. Der hintere Mittelsitz ist verschiebbar und kann zu einem Tisch umgeklappt werden. Anstelle des mittleren Sitzes in der ersten Reihe kann beispielsweise auch ein geräumiger Kühlschrank montiert werden, der von der Fahrzeugbatterie gespeist wird.
Der hoch positionierte Schalthebel ist ebenso ergonomisch durchdacht wie das leicht rechts vom Lenkrad angeordnete Zentralinstrument. Es ist leicht ablesbar, ohne den Blick lange vom Straßenverkehr abzuwenden. Der vergrößerte Abstand zur Person hinter dem Lenkrad beugt außerdem dem Ermüden der Augen entgegen.
Die Plattform und die Motoren des Multipla entstammen der zugehörigen Kompaktklasse, dem Fiat Bravo. Zum Marktstart ist der Fiat Multipla mit vier Motorisierungen zu haben: Der Benziner 1.6 16V leistet 76 kW (103 PS), der Turbodiesel 1.9 JTD produziert anfangs 85 kW (115 PS), später bis zu 88 kW (120 PS). Darüber hinaus stehen schon damals werksseitig zwei Triebwerke zur Wahl, die alternative Kraftstoffe verarbeiteten.
Der Fiat Multipla blupower (ab 2004 Natural Power) tankt Erdgas, der Fiat Multipla bipower fährt wahlweise mit Benzin oder Erdgas. Beide Motoren leisten in Deutschland 66 kW (90 PS). Im Rahmen des Athena-Projektes für die süditalienische Stadt Neapel erhalten 2000 einige Exemplare des Fiat Multipla einen fortschrittlichen Hybrid-Antrieb, der Benzin- und Elektromotor miteinander kombiniert.
Der Fiat Multipla hat serienmäßig zahlreiche Sicherheitssysteme an Bord, darunter das Elektronische Fahrstabilitätsprogramm ESP und sechs Airbags. Seitenairbags schützen die Köpfe der Passagiere im Falle eines Seitenaufpralls.
Für die einfache Montage von Kindersitzen sorgen Isofix-Befestigungen. Darüber hinaus ist der Fiat Multipla im Jahr 2004 das erste Fahrzeugmodell der Marke, das über eine Freisprecheinrichtung mit Bluetooth-Technologie verfügte.
Und was sagt vor 25 Jahren die Presse? Man müsse schon sehr schlank sein oder sich sehr gern haben, um vorne zu dritt zu sitzen, befindet der ADAC. Besser sei die Montage der ohne Aufpreis mitgelieferten Kühlbox in der Mitte.
Die Verarbeitung könne besser sein und Fenter ließen sich nicht vollständig öffnen. Sehr ordentlich hingegen: Der Kofferraum, das Fahrwerk und das Radio. Preis für den 105-PS-JTD-Diesel in Deutschland: 38.500 Mark, in Italien 34.742.000 Lire.
Im Juni 2004 kommt der Multipla in Italien (in Deutschland im September 2004) mit überarbeiteter Karosserieform auf den Markt. Der charakteristische Absatz zwischen Motorhaube und Windschutzscheibe fällt weg, die Frontpartie ähnelt dem 2003 erschienenen kleinen Van Fiat Idea.
Im April 2006 gibt es weitere kleinere Umstellungen im Multipla. Neue Stoffe und eine überarbeitete Instrumentengrafik sollen den Van aufwerten. Der Vertrieb in Deutschland endet Anfang 2008, die Produktion des Multipla in Italien wird im Februar 2010 eingestellt.
Insgesamt baut man 343.841 Exemplare. Und zwar in den Versionen Benzin und Turbodiesel im Werk Mirafiori in Turin, während die Erdgasversionen im ehemaligen Alfa Romeo-Werk in Arese vom Band laufen.
Fiat Uno (1983-1995): Klassiker der Zukunft?Fiat 850 (1964-1973): Der kleine Kult-Italiener wird 60
Zwischen 2010 und 2013 wird der Multipla noch in Lizenz vom chinesischen Automobilhersteller Zotye als Elektroauto Zotye M300 gebaut. Zum Nachfolger des Multipla in Europa wird der Fiat 500L und 500L Living. Auch nicht gerade eine Naturschönheit.
Original-News aufrufen
Ich weiß, was jetzt wieder kommt: Der Fiat Multipla, das hässlichste Auto aller Zeiten. Gähn. Wie langweilig und inzwischen abgedroschen. Als würde man beim Fußball auf der Playstation stets Bayern München wählen. Ganz ehrlich: Inzwischen reizen ganz andere Hersteller unsere Augen mit fragwürdigen Designauswüchsen. Höre ich da jemanden BMW XM oder Tesla Cybertruck rufen?
Vor 25 Jahren jedenfalls revolutioniert der Fiat Multipla mit dem damals einzigartigen Konzept von jeweils drei Sitzen in zwei Reihen das Segment der Minivans. Drei Sitze in einer Reihe gibt es durchaus schon früher, etwa im Matra Murena. Aber eben nicht im gesamten Fahrzeug. Später greift der Honda FR-V dieses Konzept wieder auf.
Der Name Multipla ist 1999 nicht neu: Bereits 1956 bringt Fiat den 600 Multipla auf den Markt, einen kleinen Frontlenker mit Platz für bis zu sechs Personen. Zu den Pionieren des Konzepts "Van" zählen ab Anfang der 1980er-Jahre der Chrysler Voyager, der Nissan Prairie und der Renault Espace.
Roberto Giolito, vor 25 Jahren Designer des Fiat Multipla, erläutert die Stärken seines Entwurfs. Das Fahrzeug ist ein konkretes Beispiel dafür, wie geniale Lösungen die Lebensqualität an Bord verbessern können. Das Konzept ist für die Zeit so revolutionär, dass das Museum of Modern Art (MoMA) in New York den Fiat Multipla in eine Ausstellung zum Thema "Auto der Zukunft" aufnimmt.
Übrigens: Giolito schenkte uns auch 2007 den modernen Fiat 500 und 2011 die zweite Generation des Panda. Beides enorme Erfolge ...
Roberto Giolito beschreibt: "Das Konzept des Fiat Multipla war ungewöhnlich, gerade weil es für Geselligkeit und Zusammensein stand. Vielleicht verstehen wir den Fiat Multipla heute sogar besser als damals, als er wohl zu zukunftsorientiert und innovativ war, um akzeptiert zu werden."
Der Fiat Multipla widerlegt das Klischee, wonach die Arbeit eines Designers ausschließlich in einer ästhetischen Übung besteht. In diesem Falle entwerfen Giolito und sein Team ein Design, das die technologische Originalität des Fiat Multipla betonen soll. Das bedeutet, die Karosserie so zu gestalten, dass sie sechs Passagieren in zwei Sitzreihen plus Gepäck Platz bietet, ohne dass Komfort sowie ein Höchstmaß an Sicherheit zu kurz kommen.
Die gesamte Karosserie teilt sich in zwei Module auf: eine kurze und stromlinienförmige Basis, die von einem großzügigen Aufbau überlagert wird. Die Anordnung der Scheinwerfer auf verschiedenen Ebenen verleiht der Fahrzeugfont ihr unverwechselbares Aussehen.
Die drei Scheinwerferpaare sind so platziert, dass sie die Straße optimal ausleuchten: die Nebelscheinwerfer im Stoßfänger, das Abblendlicht im Kühlergrill und das Fernlicht weit oben unterhalb der Windschutzscheibe.
Der Fiat Multipla ist seinerzeit auch produktionstechnisch innovativ. Dank der Space-Frame-Struktur erfüllt er zwei Anforderungen: hohe Produktionsflexibilität und niedrige Investitionen in der Fabrik.
Innovative Ideen nehmen keinen kostbaren Platz weg. Auch das ist eine der Stärken des Fiat Multipla, dem damals einzigen 3+3-Sitzer im Segment. Das originelle Design macht aus einem vier Meter langen Fahrzeug einen vielseitigen Minivan.
Dabei bietet der Fiat Multipla das Fahrverhalten einer Limousine, die dank kompakter Abmessungen und guter Rundumsicht ihre Alltagstauglichkeit auch im Stadtverkehr beweist. 3,99 Meter ist der Multipla exakt lang, 1,87 Meter breit und 1,67 Meter hoch.
Bis zu sechs Personen in zwei Reihen mit drei Sitzen genießen das hohe Platzangebot. Die Bedienelemente sind so weit oben wie möglich angeordnet, um den Passagieren in der ersten Reihe ein Maximum an Bewegungsfreiheit zu bieten. Die Köpfe der auf den Außensitzen reisenden Passagiere sind weit von den Scheiben entfernt, damit sie sich nicht eingeengt fühlen.
Die Modularität des Innenraums, die durch die umklappbaren und die einzeln herausnehmbaren Sitze in der zweiten Reihe entsteht, ermöglicht zudem ein Kofferraumvolumen von bis zu 1.900 Litern. Der hintere Mittelsitz ist verschiebbar und kann zu einem Tisch umgeklappt werden. Anstelle des mittleren Sitzes in der ersten Reihe kann beispielsweise auch ein geräumiger Kühlschrank montiert werden, der von der Fahrzeugbatterie gespeist wird.
Der hoch positionierte Schalthebel ist ebenso ergonomisch durchdacht wie das leicht rechts vom Lenkrad angeordnete Zentralinstrument. Es ist leicht ablesbar, ohne den Blick lange vom Straßenverkehr abzuwenden. Der vergrößerte Abstand zur Person hinter dem Lenkrad beugt außerdem dem Ermüden der Augen entgegen.
Die Plattform und die Motoren des Multipla entstammen der zugehörigen Kompaktklasse, dem Fiat Bravo. Zum Marktstart ist der Fiat Multipla mit vier Motorisierungen zu haben: Der Benziner 1.6 16V leistet 76 kW (103 PS), der Turbodiesel 1.9 JTD produziert anfangs 85 kW (115 PS), später bis zu 88 kW (120 PS). Darüber hinaus stehen schon damals werksseitig zwei Triebwerke zur Wahl, die alternative Kraftstoffe verarbeiteten.
Der Fiat Multipla blupower (ab 2004 Natural Power) tankt Erdgas, der Fiat Multipla bipower fährt wahlweise mit Benzin oder Erdgas. Beide Motoren leisten in Deutschland 66 kW (90 PS). Im Rahmen des Athena-Projektes für die süditalienische Stadt Neapel erhalten 2000 einige Exemplare des Fiat Multipla einen fortschrittlichen Hybrid-Antrieb, der Benzin- und Elektromotor miteinander kombiniert.
Der Fiat Multipla hat serienmäßig zahlreiche Sicherheitssysteme an Bord, darunter das Elektronische Fahrstabilitätsprogramm ESP und sechs Airbags. Seitenairbags schützen die Köpfe der Passagiere im Falle eines Seitenaufpralls.
Für die einfache Montage von Kindersitzen sorgen Isofix-Befestigungen. Darüber hinaus ist der Fiat Multipla im Jahr 2004 das erste Fahrzeugmodell der Marke, das über eine Freisprecheinrichtung mit Bluetooth-Technologie verfügte.
Und was sagt vor 25 Jahren die Presse? Man müsse schon sehr schlank sein oder sich sehr gern haben, um vorne zu dritt zu sitzen, befindet der ADAC. Besser sei die Montage der ohne Aufpreis mitgelieferten Kühlbox in der Mitte.
Die Verarbeitung könne besser sein und Fenter ließen sich nicht vollständig öffnen. Sehr ordentlich hingegen: Der Kofferraum, das Fahrwerk und das Radio. Preis für den 105-PS-JTD-Diesel in Deutschland: 38.500 Mark, in Italien 34.742.000 Lire.
Im Juni 2004 kommt der Multipla in Italien (in Deutschland im September 2004) mit überarbeiteter Karosserieform auf den Markt. Der charakteristische Absatz zwischen Motorhaube und Windschutzscheibe fällt weg, die Frontpartie ähnelt dem 2003 erschienenen kleinen Van Fiat Idea.
Im April 2006 gibt es weitere kleinere Umstellungen im Multipla. Neue Stoffe und eine überarbeitete Instrumentengrafik sollen den Van aufwerten. Der Vertrieb in Deutschland endet Anfang 2008, die Produktion des Multipla in Italien wird im Februar 2010 eingestellt.
Insgesamt baut man 343.841 Exemplare. Und zwar in den Versionen Benzin und Turbodiesel im Werk Mirafiori in Turin, während die Erdgasversionen im ehemaligen Alfa Romeo-Werk in Arese vom Band laufen.
Fiat Uno (1983-1995): Klassiker der Zukunft?Fiat 850 (1964-1973): Der kleine Kult-Italiener wird 60
Zwischen 2010 und 2013 wird der Multipla noch in Lizenz vom chinesischen Automobilhersteller Zotye als Elektroauto Zotye M300 gebaut. Zum Nachfolger des Multipla in Europa wird der Fiat 500L und 500L Living. Auch nicht gerade eine Naturschönheit.
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Statistik: Verfasst von Redaktion — 16.08.2024, 11:08