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Formel 1 • Verstappen: Wäre auch mit McLaren oder Ferrari Weltmeister geworden

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Die WM-Saison 2024 im Rückspiegel: Wie Max Verstappen seinen vierten Formel-1-Titelgewinn erlebt hat und was er seinen Kritikern entgegnet

Red-Bull-Sportchef Helmut Marko sprach nach dem Formel-1-Rennen in Las Vegas von einer "Erleichterung", weil Max Verstappen Weltmeister geworden ist - zum bereits vierten Mal in Folge. Aber welche Emotionen spielten eigentlich bei Verstappen selbst die Hauptrolle? Das hat der 27-Jährige noch in der langen Las-Vegas-Nacht in einer ausführlichen Medienrunde geschildert.

Einige Fragen drehten sich - natürlich - um die Titelentscheidung beim Stadtrennen in Las Vegas. Es ging aber auch darum, ob Verstappen nach der sportlichen Talfahrt von Red Bull je Zweifel bekommen hat. Und ob ihn die Formel-1-Saison 2024 anders gefordert hat als die Jahre zuvor, in denen es weitaus einfacher für ihn und Red Bull. Doch der Reihe nach ...

Frage: "Max, nach dem Rennen in Las Vegas haben wir die Emotion in deiner Stimme erkannt. Wie fühlst du dich jetzt?"Max Verstappen: "Ich bin einfach froh, dass es vorüber ist. Wenn man den Saisonverlauf bedenkt: Wir sind großartig ins Jahr gestartet, aber danach hatten wir über lange Zeit Probleme. Ich bin vor allem stolz darauf, wie wir es als ein Team geschafft haben, da durchzukommen."

Frage: "Vor dem Rennen in Brasilien hast du wahrscheinlich nicht gedacht, du könntest schon in Las Vegas Weltmeister sein?"Verstappen: "Nein. Ich hatte wirklich gedacht, wir würden bis ins letzte Rennen in Abu Dhabi um den Titel kämpfen. Zum Glück aber kam der Regen in Brasilien. Das hat perfekt funktioniert für uns."

Frage: "In der Pressekonferenz hast du ziemlich offen über die schwierigen Phasen in diesem Jahr gesprochen und darüber, wie mental fordernd diese Momente waren ..."Verstappen: "Da hatte ich aber auch schon drei Bier intus!"

Frage: "Aber war 2024 mental schwieriger als die zwei Jahre davor?"Verstappen: "Für mich stellt die mentale Seite kein Problem dar. Es geht einfach darum, wie du als Mensch auf Enttäuschungen reagierst und wie du so ruhig wie möglich damit umgehst. Nach vielen Rennen waren wir nicht zufrieden. Es gibt aber keinen Grund, herumzubrüllen, wie schrecklich alles ist."

Frage: "Wie schwierig war es wirklich? Und hätte der Max aus dem Jahr 2021 es genauso geschafft?"Verstappen: "Nicht so gut, aber man lernt ja auch dazu. Wenn du schon ein paar Mal Weltmeister warst, dann fällt es dir leichter, die Dinge mit der nötigen Gelassenheit zu betrachten."



Frage: "In der Pressekonferenz hast du auch gesagt, du hättest dieses Jahr 'in 70 Prozent der Rennen nicht das schnellste Auto gehabt' ..."Verstappen: "Das glaube ich wirklich, ja. Ab Miami hatte ich in kaum einem Rennen das schnellste Auto."

Frage: "Du sagst selbst, es sei dir meistens gelungen, die Ruhe zu bewahren. Aber was passiert, wenn dir das mal nicht gelingt?"Verstappen: "Ungarn!" (Mehr dazu von Verstappen-Renningenieur Gianpiero Lambiase!)

Frage: "Was passiert da hinter den Kulissen?"Verstappen: "Naja, die Nachbesprechung nach dem Rennen war nicht so schön. Das ist ganz klar."

Frage: "Manche Leute bei Red Bull meinen auch, es habe zu lange gedauert, bis die Probleme erkannt waren ..."Verstappen: "Das sagt sich hinterher natürlich immer leicht."



Frage: "Monza schien der Wendepunkt deiner Saison 2024 zu sein, ähnlich wie Baku 2023 ..."Verstappen: "Eigentlich hatten wir schon vom ersten Rennen an Probleme. Damals aber war mein Vorsprung so groß, dass es nicht so sehr auffiel. Außerdem haben manche Teams vom Ende des vergangenen Jahres bis zum Saisonauftakt 2024 nicht so große Fortschritte gemacht, glaube ich. Wir schon. Danach kamen die Probleme. Und Monza war wirklich das schlimmste Wochenende für uns."

Frage: "Gab es einen Moment, in dem du geglaubt hast, du wirst nicht Weltmeister? In Monza meintest du, der Titelgewinn erscheine dir nicht mehr realistisch ..."Verstappen: "Nein, denn zu diesem Zeitpunkt sah es ganz schwierig aus. Aber dann haben wir einiges am Auto verändert."

Frage: "Warst du verzweifelt?"Verstappen: "Nein, nicht verzweifelt. Es ging mehr darum, gut mit dem Team zu kommunizieren. Wir hatten viele Besprechungen in Milton Keynes und haben viele Dinge analysiert. Insgesamt ist also sehr viel passiert."

Frage: "Dein Teamchef hat Austin als einen Wendepunkt bezeichnet ..."Verstappen: "Dort hatten wir einige Updates dabei, mit denen sich das Auto stabiler angefühlt hat. Und das Rennen lief dann auch besser als die Rennen davor."



Frage: "Hast du dich hinter den Kulissen anders verhalten? Christian Horner meinte, du seist sehr engagiert gewesen. War es anders als in den zwei Jahren davor?"Verstappen: "Ja, denn das war so in den zwei Jahren davor nicht notwendig gewesen. Damals lief alles rund, also musste ich nicht zehn Tage zusätzlich im Werk verbringen. Es lief einfach gut. Deshalb brauchte es keine Extraschichten."

Frage: "Das hat deine Saison natürlich noch härter gemacht ..."Verstappen: "Absolut. Deshalb bin ich froh, dass es jetzt erledigt ist."

Frage: "Du wirkst mehr erleichtert als bei deinen bisherigen Titeln ..."Verstappen: "Ich war ziemlich erleichtert."

Frage: "Mehr als erwartet?"Verstappen: "Nun, das Rennen [in Las Vegas] lief besser als gedacht, wenn auch nicht besonders gut. Aber besser als erwartet. Ich bin einfach froh, es hier zu Ende gebracht zu haben. So kann ich entspannt nach Katar reisen und überhaupt alles etwas entspannter angehen."

Frage: "Eigentlich könntest du jetzt auch zuhause bleiben ..."Verstappen: "Naja, in der Theorie ginge das. Ich will aber noch ein paar gute Ergebnisse einfahren."



Frage: "Du hast sehr entschlossen gewirkt, es in Las Vegas zu entscheiden, selbst zu Rennbeginn ..."Verstappen: "Ja, aber ohne Risiken einzugehen. Nichts Verrücktes."

Frage: "Auch später mit Lewis Hamilton und den Ferrari: Du hast sie einfach ziehen lassen ..."Verstappen: "Gegen Charles [Leclerc] hätte ich vielleicht etwas intensiver verteidigen können, aber nichts davon war notwendig. Und jetzt spielt es ohnehin keine Rolle mehr."

Frage: "Du hast Zak Brown im Live-TV ziemlich die Meinung gesagt ..."Verstappen: "Ja. Aber solche Dinge motivieren mich nur. Wenn sich die Leute kritisch äußern oder mir vorwerfen, ich könne nur im besten Auto siegen, dann beweise ich ihnen eben das Gegenteil."

Frage: "In der Pressekonferenz meintest du, im vergangenen Jahr habe man dich nicht gelobt. Hast du den Eindruck, das ist jetzt anders?"Verstappen: "Wenn ich jetzt kein Lob kriege, dann weiß ich auch nicht, was ich tun soll."



Frage: "Wärst du dieses Jahr auch in einem McLaren Weltmeister geworden?"Verstappen: "Ja, sogar noch früher, mit mehr Vorsprung."

Frage: "Und mit Ferrari?"Verstappen: "Ich glaube, das wäre ähnlich gelaufen."

Frage: "Und mit Mercedes?"Verstappen: "Nein. Ich glaube, das wäre schwieriger geworden."

Frage: "Du hättest drei deiner vier Titel mit anderen Autos gewinnen können ..."Verstappen: "2021 hätte ich mit einem anderen Auto Weltmeister werden können. Ja. 2022 hätte das schwieriger werden können, weil [Ferrari] war vielleicht nicht gut genug. Aber 2023 wäre es nicht mit einem anderen Auto gegangen."

Frage: "Gibt es jemanden, der 2024 mit Red Bull hätte Weltmeister werden können?"Verstappen: "Wir sind hier in Las Vegas am richtigen Ort für diese Frage, denn hier kann man wetten. Ich kann dazu nur sagen: Ich wünsche ihnen viel Glück dabei!"



Frage: "Stimmen dich die jüngsten Wochen etwas zuversichtlicher für 2025, weil McLaren nicht so gut war?"Verstappen: "Inzwischen wird alles ganz genau untersucht! Im Vergleich zu Mercedes und Ferrari hatten wir [in Las Vegas] kein so gutes Wochenende. Relativ zu Ferrari sahen wir mit den Medium-Reifen okay aus, aber nicht mit Hard. Mercedes war einfach das schnellste Team an diesem Wochenende. Das wurde sehr deutlich."

"Bei McLaren lief es an diesem Wochenende auch nicht gut. Es war ein bisschen das gleiche Problem, das auch wir hatten. Natürlich: Las Vegas ist ein bisschen eine außergewöhnliche Rennstrecke. In Katar wird es schon wieder Richtung Normalität gehen. Dort kriegen wir also eher einen Anhaltspunkt, wo wir stehen."

Frage: "In Las Vegas gab es eine emotionale Umarmung zwischen dir und Helmut Marko. Was bedeutet das nach einem so schwierigen Jahr?"Verstappen: "Wir haben zusammen einiges durchgemacht, positive wie negative Dinge. Natürlich spricht man sehr viel miteinander während einer Saison."

"Als ich damals zu Red Bull gekommen bin, lautete das Ziel, konkurrenzfähig zu sein. Jetzt haben wir zusammen viermal die Weltmeisterschaft gewonnen. Und damals war Vettel die Messlatte mit seinen vier Titeln. Das nochmals zu schaffen, das ist schon sehr besonders."



Frage: "Apropos: Du hast jetzt mehr Titel als Ayrton Senna oder Niki Lauda. Wie ist das für dich als ein Formel-1-Fan?"Verstappen: "Ich finde es immer schwierig, unterschiedliche Zeitalter miteinander zu vergleichen. Fahrer wie sie waren natürlich unglaublich, als sie damals gefahren sind. Senna ist sicherlich zu früh verstorben. In den Statistiken auf einem Niveau mit ihnen zu stehen oder sogar darüber zu sein, das ist etwas Besonderes."

Frage: "Nelson Piquet als dein Schwiegervater in spe ist ein dreimaliger Weltmeister. Sprecht ihr manchmal über die Titel?"Verstappen: "Ja, das ist natürlich eine witzige Angelegenheit. Bisher war es ausgeglichen zwischen uns, jetzt liege ich vorne! Aber ihn kümmert das überhaupt nicht. Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, da hatte ich noch gar nichts. Jetzt sieht es eben anders aus."

Frage: "Nelson Piquet ist ja auch mal Weltmeister geworden in Las Vegas, nämlich 1981 ..."Verstappen: "Ja. Ich denke, er hatte hier ein bisschen Spaß."

Frage: "Hat er dir vielleicht Tipps gegeben, wo du hingehen solltest?"Verstappen: "Nein. Aber er geht gerne nach Las Vegas, aber außerhalb des Rennwochenendes. Um ehrlich zu sein: Wir sprechen nicht sehr viel miteinander über den Motorsport. Und er weiß schon, wie man eine Party schmeißt. Früher mal wusste er es zumindest."

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Statistik: Verfasst von Redaktion — 27.11.2024, 12:53



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