Mercedes-AMG hat für den Norisring einen deutlich größeren Restriktor erhalten: Wieso sich das abzeichnete und wie die Änderungen bei den anderen Autos aussehen
Nach der enttäuschenden Saison 2023 und dem ebenfalls mäßigen DTM-Auftakt 2024 für die Mercedes-AMG-Teams hat sich die für die Balance of Performance (BoP) zuständige SRO Motorsports Group vor dem Norisring-Wochenende (alle Infos zu TV-Zeiten, Stream etc.) entschieden, den Mercedes-AMG GT3 mit einem größeren Restriktor auszustatten.
Der Frontmotor-Bolide wird nicht mehr wie bisher mit zwei Luftmengenbegrenzern mit 34,5 Millimetern Durchmesser auf die Strecke geschickt, sondern mit 36 Millimeter Durchmesser. Das bedeutet mehr Motorleistung.
Gleichzeitig wird aber der Lambda-Wert, der das Benzin-Luft-Gemisch in der Verbrennung festlegt, beim Mercedes-AMG GT3 von 0,90 auf 0,93 erhöht, was dem Vorjahr entspricht und sich wiederum negativ auf die Motorleistung auswirkt.
Darf man also bei Mercedes-AMG auf eine Verbesserung hoffen? Laut internen Simulationen bringe die zusätzliche Leistung auf dem Norisring einen Vorteil von 0,135 Sekunden pro Runde, rechnet man im Mercedes-AMG-Lager.
Dafür müssen die AMG-Teams im Vergleich zu Zandvoort 15 Kilogramm Ballast einladen, was sich wiederum negativ auf die Rundenzeiten auswirkt. Denn gerade auf dem Stadtkurs, der aus zwei Haarnadeln und dem Schöller-S besteht, spielt die Bremsphase eine entscheidende Rolle. Man darf also gespannt sein, wie groß der Vorteil wirklich ist.
Die Restriktor-Änderung beim Mercedes-AMG GT3 hatte sich schon in Zandvoort angekündigt, da bei Winward im ersten Freien Training in Absprache mit der SRO zu Testzwecken ein kontrollierter BoP-Run durchgeführt wurde: Lucas Auer fuhr dabei mit den gewohnten 34,5-Millimetern Durchmesser, Maro Engel mit einem 35-Millimeter-Restriktor.
"Der Unterschied ist homöopathisch", hatte Winward-Teamchef Christian Hohenadel nach dem Training gesagt. Gut möglich, dass sich Mercedes-AMG danach für einen größeren Restriktor eingesetzt hat, den man nun auch bekommt. Der 36er-Restriktor wurde zuletzt in Gerhard Bergers DTM-Ära genutzt, als die Boliden an der Leistungsgrenze eingesetzt wurden.
Bisher hatten die Mercedes-AMG-Teams in den Qualifyings Schwierigkeiten, den Reifen ins optimale Temperaturfenster zu bringen, solange er Topzeiten zulässt. Auf dem Norisring gelten diesbezüglich aber andere Vorzeichen: Nirgends sind Abbau und Gripniveau so niedrig wie auf dem Stadtkurs, weshalb die Piloten viele Runden fahren werden, ehe die entscheidenden Zeiten am Ende der Session fallen.
Zudem gibt es nach dem Modus des vergangenen Jahres ein zweigeteiltes Qualifying - und die Strecke gewinnt durch den Betrieb an Grip, weshalb die zweite Startgruppe im Vorteil ist.
Auch bei den anderen Marken gab es übrigens umfangreiche BoP-Änderungen: Das in Zandvoort im Rennen überlegene BMW-Team Schubert, das im Vorjahr auch auf dem Norisring siegte, muss 20 Kilogramm Ballast einladen, zudem wird der Ladedruck im mittleren Drehzahlbereich reduziert. Das Auto ist auch um zehn Kilogramm schwerer als 2023.
Beim Ferrari wird der Ladedruck im niedrigsten Drehzahlbereich um gleich 0,42 bar erhöht, was aber kaum genutzt wird, dafür im hohen Drehzahlbereich reduziert. 15 Kilogramm dürfen im Vergleich zu Zandvoort ausgeladen werden. Beim Audi dürfen 25 Kilogramm ausgeladen werden, beim Lamborghini sind es 20 Kilogramm und beim Porsche bleibt das Gewicht gleich.
Interessant: Der Ferrari, der Audi, der Audi, der Lamborghini und der Porsche gehen mit dem gleichen Gewicht wie im Vorjahr in das Norisring-Wochenende. Beim McLaren, der im Vorjahr nicht am Start war, dürfen im Vergleich zu Zandvoort fünf Kilogramm ausgeladen werden, der Ladedruck wird im mittleren bis hohen Drehzahlbereich etwas reduziert.
Wer ist also am Norisring Favorit? "Die Strecke wird mit ihrer einzigartigen Charakteristik zwar eher den Porsches liegen", spielt SSR-Teamchef Mario Schuhbauer auf den kurzen Radstand des Heckmotor-Boliden an. "Trotzdem werden Nicki und Mirko zeigen, dass mit uns und Lamborghini zu rechnen ist", sieht er auch seine Fahrer Thiim und Bortolotti im Vorderfeld.
DTM-BoP Norisring 2024:Audi: 1.300 kg/2 x 36 mm (Restriktor)BMW: 1.320 kg/2,00 - 2,67 bar (Ladedruck)Ferrari: 1.300 kg/2,12 - 2,50 bar (Ladedruck)Lamborghini: 1.320 kg/1 x 51 mm (Restriktor)McLaren: 1.310 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)Mercedes: 1.340 kg/2 x 36 mm (Restriktor)Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)
Fahrhöhe und Lambda: keine Änderungen, außer Lambdawert bei Mercedes von 0,90 auf 0,93 erhöht
Audi: -25 kgBMW: +20 kg/max. -0,08 bar (Ladedruck)Ferrari: -15 kg/max. +0,42 bar (Ladedruck)Lamborghini: -20 kgMcLaren: -5 kg/max. -0,03 bar (Ladedruck)Mercedes: +15 kg/+1,5 mm (Restriktor), Lambda +0,03
DTM-BoP Zandvoort 2024 (Sonntag):Audi: 1.325 kg/2 x 36 mm (Restriktor)BMW: 1.300 kg/2,00 - 2,73 bar (Ladedruck)Ferrari: 1.315 kg/1,78 - 2,50 bar (Ladedruck)Lamborghini: 1.340 kg/1 x 51 mm (Restriktor)McLaren: 1.315 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)Mercedes: 1.325 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)
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Nach der enttäuschenden Saison 2023 und dem ebenfalls mäßigen DTM-Auftakt 2024 für die Mercedes-AMG-Teams hat sich die für die Balance of Performance (BoP) zuständige SRO Motorsports Group vor dem Norisring-Wochenende (alle Infos zu TV-Zeiten, Stream etc.) entschieden, den Mercedes-AMG GT3 mit einem größeren Restriktor auszustatten.
Der Frontmotor-Bolide wird nicht mehr wie bisher mit zwei Luftmengenbegrenzern mit 34,5 Millimetern Durchmesser auf die Strecke geschickt, sondern mit 36 Millimeter Durchmesser. Das bedeutet mehr Motorleistung.
Gleichzeitig wird aber der Lambda-Wert, der das Benzin-Luft-Gemisch in der Verbrennung festlegt, beim Mercedes-AMG GT3 von 0,90 auf 0,93 erhöht, was dem Vorjahr entspricht und sich wiederum negativ auf die Motorleistung auswirkt.
Darf man also bei Mercedes-AMG auf eine Verbesserung hoffen? Laut internen Simulationen bringe die zusätzliche Leistung auf dem Norisring einen Vorteil von 0,135 Sekunden pro Runde, rechnet man im Mercedes-AMG-Lager.
Dafür müssen die AMG-Teams im Vergleich zu Zandvoort 15 Kilogramm Ballast einladen, was sich wiederum negativ auf die Rundenzeiten auswirkt. Denn gerade auf dem Stadtkurs, der aus zwei Haarnadeln und dem Schöller-S besteht, spielt die Bremsphase eine entscheidende Rolle. Man darf also gespannt sein, wie groß der Vorteil wirklich ist.
Die Restriktor-Änderung beim Mercedes-AMG GT3 hatte sich schon in Zandvoort angekündigt, da bei Winward im ersten Freien Training in Absprache mit der SRO zu Testzwecken ein kontrollierter BoP-Run durchgeführt wurde: Lucas Auer fuhr dabei mit den gewohnten 34,5-Millimetern Durchmesser, Maro Engel mit einem 35-Millimeter-Restriktor.
"Der Unterschied ist homöopathisch", hatte Winward-Teamchef Christian Hohenadel nach dem Training gesagt. Gut möglich, dass sich Mercedes-AMG danach für einen größeren Restriktor eingesetzt hat, den man nun auch bekommt. Der 36er-Restriktor wurde zuletzt in Gerhard Bergers DTM-Ära genutzt, als die Boliden an der Leistungsgrenze eingesetzt wurden.
Bisher hatten die Mercedes-AMG-Teams in den Qualifyings Schwierigkeiten, den Reifen ins optimale Temperaturfenster zu bringen, solange er Topzeiten zulässt. Auf dem Norisring gelten diesbezüglich aber andere Vorzeichen: Nirgends sind Abbau und Gripniveau so niedrig wie auf dem Stadtkurs, weshalb die Piloten viele Runden fahren werden, ehe die entscheidenden Zeiten am Ende der Session fallen.
Zudem gibt es nach dem Modus des vergangenen Jahres ein zweigeteiltes Qualifying - und die Strecke gewinnt durch den Betrieb an Grip, weshalb die zweite Startgruppe im Vorteil ist.
Auch bei den anderen Marken gab es übrigens umfangreiche BoP-Änderungen: Das in Zandvoort im Rennen überlegene BMW-Team Schubert, das im Vorjahr auch auf dem Norisring siegte, muss 20 Kilogramm Ballast einladen, zudem wird der Ladedruck im mittleren Drehzahlbereich reduziert. Das Auto ist auch um zehn Kilogramm schwerer als 2023.
Beim Ferrari wird der Ladedruck im niedrigsten Drehzahlbereich um gleich 0,42 bar erhöht, was aber kaum genutzt wird, dafür im hohen Drehzahlbereich reduziert. 15 Kilogramm dürfen im Vergleich zu Zandvoort ausgeladen werden. Beim Audi dürfen 25 Kilogramm ausgeladen werden, beim Lamborghini sind es 20 Kilogramm und beim Porsche bleibt das Gewicht gleich.
Interessant: Der Ferrari, der Audi, der Audi, der Lamborghini und der Porsche gehen mit dem gleichen Gewicht wie im Vorjahr in das Norisring-Wochenende. Beim McLaren, der im Vorjahr nicht am Start war, dürfen im Vergleich zu Zandvoort fünf Kilogramm ausgeladen werden, der Ladedruck wird im mittleren bis hohen Drehzahlbereich etwas reduziert.
Wer ist also am Norisring Favorit? "Die Strecke wird mit ihrer einzigartigen Charakteristik zwar eher den Porsches liegen", spielt SSR-Teamchef Mario Schuhbauer auf den kurzen Radstand des Heckmotor-Boliden an. "Trotzdem werden Nicki und Mirko zeigen, dass mit uns und Lamborghini zu rechnen ist", sieht er auch seine Fahrer Thiim und Bortolotti im Vorderfeld.
DTM-BoP Norisring 2024:Audi: 1.300 kg/2 x 36 mm (Restriktor)BMW: 1.320 kg/2,00 - 2,67 bar (Ladedruck)Ferrari: 1.300 kg/2,12 - 2,50 bar (Ladedruck)Lamborghini: 1.320 kg/1 x 51 mm (Restriktor)McLaren: 1.310 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)Mercedes: 1.340 kg/2 x 36 mm (Restriktor)Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)
Fahrhöhe und Lambda: keine Änderungen, außer Lambdawert bei Mercedes von 0,90 auf 0,93 erhöht
Audi: -25 kgBMW: +20 kg/max. -0,08 bar (Ladedruck)Ferrari: -15 kg/max. +0,42 bar (Ladedruck)Lamborghini: -20 kgMcLaren: -5 kg/max. -0,03 bar (Ladedruck)Mercedes: +15 kg/+1,5 mm (Restriktor), Lambda +0,03
DTM-BoP Zandvoort 2024 (Sonntag):Audi: 1.325 kg/2 x 36 mm (Restriktor)BMW: 1.300 kg/2,00 - 2,73 bar (Ladedruck)Ferrari: 1.315 kg/1,78 - 2,50 bar (Ladedruck)Lamborghini: 1.340 kg/1 x 51 mm (Restriktor)McLaren: 1.315 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)Mercedes: 1.325 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)
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Statistik: Verfasst von Redaktion — 04.07.2024, 23:00